Wie bewältigst du eine emotionale Krise – Teil 2

 

 „Auch heute noch gibt es Situationen und Lebensphasen, die aufwühlend sind und die alte und bekannte Muster in mir aufwecken. Wenn das passiert, möchte ich immer noch zügig etwas tun, um meinen Gemütszustand wieder auszugleichen, Klarheit zu finden, mein Herz sprechen und handeln zu lassen und nicht von irgendwelchen alten Mustern ferngesteuert zu werden.“

 

Das hatte ich vor mehreren Wochen in „Wie bewältigst Du eine emotionale Krise? – Teil 1“ geschrieben. Kurz nachdem ich den Artikel online gestellt hatte, hat es mich richtig erwischt. Ich bin emotional … ich würde mal sagen, dekompensiert, was so viel heißt, wie entgleist. Aber richtig!

Die Krise, die ich in Teil 1 am Rande erwähnt hatte, war wohl nur ein winziges Vorgeplänkel gewesen. Die RICHTGE Krise kam erst danach.

In Teil 1 hatte ich geschrieben, dass ich die Methoden, Ideen, Techniken, die ich in meiner Arbeit als Entspannungszauberin und Trauercoach anwende auch selbst benutze.

 

Und was folgte? Der Praxistest!

 

Die RICHTIGE Krise, Tag 1

Seit mehreren Wochen befand ich mich in einem Coachingprozess. Eine Kollegin arbeitete mit mir an den Themen Fülle und Verbundenheit. Wir arbeiteten an meinem Chakras, mit Psychokinesiologie, dōTERRAS ätherischen Ölen, Gesprächen und Hypnose, um energetische Blockaden in Form von alten Mustern und blockierende Emotionen aufzuspüren und abzulösen.

Eine Arbeit, die tief im Inneren greift und ins Fließen bringt, was stockt.

 

Mitten in der Woche überraschte meine Tochter mich mit der Nachricht, sie würde in wenigen Wochen ausziehen. Da war ich schon ein bisschen vor den Kopf gestoßen. Ich fand es befremdlich, so gar nicht auch nur ansatzweise informiert worden zu sein über ihre konkreten Planungen. Es gab ein paar emotionale Gespräche und ich musste mir zusätzlich (nicht von ihr) anhören, dass ich jetzt alles tun müsse, damit sie keinen Stress bekäme. Sie würde schließlich ins Abi gehen. Das machte mich erst sprachlos, dann wütend.

 

Es verstrich ein Wochenende und montagfrüh brachte ich meine Hündin Tuula zur Zahnsteinentfernung zum Tierarzt. Zahnstein wird bei Hunden unter Vollnarkose entfernt. Ich war dabei, als Tuula in Narkose gelegt wurde.

Nachdem sie eine Spritze bekommen hatte, knickten ihr die Beine weg, sie schaute mich an und kämpfte darum, wach und aufrecht zu bleiben. Als mein Hund zusammengesackt war und einzuschlafen schien, entließ mich die Tierärztin. In ein paar Stunden sollte ich Tuula wieder abholen.

Im Auto war mir schon irgendwie mulmig zumute, meine Augen wurden feucht und mir steckte ein Kloß im Hals.

 

Mittags empfing mich beim Tierarzt meine Hündin auf dem Flur. Ihr Fell am Kopf war noch feucht. Mit großen, fast flehenden Blicken schaute sie mich an. Sie konnte kaum stehen, bemühte sich so sehr, zu mir zu laufen, was nicht klappte. Sie sackte immer wieder in sich zusammen. Ich nahm sie auf den Arm, trug sie zum Auto und setzte sie in ihre Kiste.

 Als ich dann auf dem Weg nachhause war, rollten die ersten Tränen. Alte Bilder erschienen vor meinem inneren Auge: wie ich vor über 20 Jahren mit meiner ersten Tochter Lilli im Krankenhaus war. Wie die Ärzte sie mitnahmen, um sie zu untersuchen. Wie hilflos ich damals war.

Zuhause angekommen brachte ich erstmal den Hund ins Haus und legte sie auf einen ihrer Lieblingsplätze. Dann musste ich noch einmal zum Auto, um die Kiste wieder zusammenzusetzen. Ich hatte den Deckel abmontieren müssen, um sie herausheben zu können. Als ich danach zur Haustür herein kam, stand Tuula vor mir und sah mich mit großen Augen an. Sie hatte sich irgendwie zum Eingang geschleppt, um näher bei mir zu sein.

Das gab mir den Rest. Ich nahm meinen Hund auf den Arm, trug sie auf ihr Kissen und weinte und weinte und weinte.

Als ich mich wieder etwas beruhig hatte, war ich verwirrt und fühlte mich irgendwie überrumpelt von der Heftigkeit der Gefühle, die aus mir herausgebrochen waren.

 

Wie gesagt, eigentlich möchte ich in solchen Situationen etwas tun, um meinen Gemütszustand wieder auszugleichen, Klarheit zu finden, mein Herz sprechen und handeln zu lassen“. Und ich dachte: „Da saß ja noch ordentlich was fest, von damals, als Lilli noch lebte.“

Für mich war es total schlüssig, was gerade mit mir passierte: Lilli erst krank, dann tot – meine Hilflosigkeit und Traurigkeit von damals – angezündet von der Situation beim Tierarzt.

Ich dachte, ich weiß, was grade in mir vor geht.

Aber wie sich schnell herausstellte, war das nicht so. Ich brach ständig erneut in Tränen aus und war jedes Mal danach tief erschöpft und verwirrt. Zwischendurch versuchte ich zu verstehen, was in mir vorging.

Keine Chance!

Weinen, Schluchzen und Zittern verhinderten das. Die Fragen „Was passiert hier mit mir?“ und „Was ist eigentlich los?“ konnte ich beantworten mit „Keine Ahnung!“, „Irgendetwas bricht aus mir heraus“. Ich fühlte mich wie in tiefer Trauer, unfähig klar oder zielgerichtet zu denken oder zu handeln, überrollt von den rausbrechenden Gefühlen. Ich hatte kaum Appetit, meine Lebensfreude rann aus mir heraus mit jeder Träne, die ich weinte.

 

Nachmittags schleppte ich mich völlig verheult zum Arzt. Der sah mich nur an, sagte: „Bitte keine Einzelheiten“, sprach von akuter Belastungsreaktion und füllte mir den gelben Zettel (Krankschreibung) aus.

Das war, glaube ich, der Moment, in dem ich den inneren Widerstand aufgeben konnte. Ich gab mir die Erlaubnis, alles durchzulassen, was da an die Oberfläche drängte, auch wenn ich nicht wirklich wusste, was das eigentlich war, was mich noch erwartete oder wo der Ursprung all dessen lag. Ich hatte begriffen, dass fließen-lassen jetzt die einzig mögliche Gangart war, um hoffentlich irgendwann wieder aufzutauchen und gab mich den heftigen Weinkrämpfen hin.

 

Am Montagabend bin ich dann nach einem besonders heftigen Weinkrampf erschöpft eingeschlafen. Erstaunlicherweise (oder gar nicht erstaunlich, weil ich mich meinem Unbewussten nicht weiter verschlossen hatte) habe ich ruhig geschlafen. Keine wilden Träume, kein Weinen oder Grübeln, nachts.

 

Die RICHTIGE Krise, Tag 2

Am Dienstagmorgen ging es gleich weiter mit dem Fließen- und Durchlassen. Meine Güte! Immer wieder brach ich aus dem Stand in heftige Tränen aus.

Weinen, durchatmen,

weinen, Luft schnappen,

weinen, etwas trinken,

weinen, ausruhen.

 

Dienstagabends lag ich schluchzend auf meinem Bett und heulte: „Immer bin ich allein! Alles muss ich allein machen! Immer allein!“.

Da ahnte ich, dass sich Reste einer meiner ganz tiefsitzenden Ur-Ängste in mein Bewusstsein wühlten.

Haha, das hat man nun davon, wenn man sich coachen lässt!!!!

Und ich merkte, dass sich, noch während ich diese Angst herausweinte, etwas in meinem Herzen und in meinem Kopf zu klären begann.

„Ich weiß, was mich triggert, welche tiefen Muster und Ängste mich angetrieben oder blockiert haben und sich auch heute manchmal noch melden.“

Ja, ich wusste, dass die Themen Alleinsein, Allein-verantwortlich-sein, Ohne-Unterstützung-sein immer wieder eine Rolle gespielt hatten, in meinem Leben. Und durch den Coachingprozess waren die auf dem Weg ins Bewusstsein, um sich weiter zu lösen. Dass sich noch so viel Wucht dahinter verbarg, hatte ich nicht geahnt.

Wenn sich etwas in meinem Herzen klärt, merke ich das daran, dass ich mich innerlich ruhiger und aufgeräumter fühle. Wenn sich in meinem Kopf etwas klärt, erkenne ich es daran, dass ich Worte finde und beschreiben kann, was ich fühle.

Die Tränen und emotionalen Erschütterungen passierten weiter. Ich wollte sie auch nicht mehr aufhalten. Gleichzeitig begann sich die Verwirrung zu lösen.

 

Die RICHTIGE Krise, Tag 3

Am Mittwoch wachte ich auf und war komplett erschöpft. Trotzdem fühlte ich mich emotional stabiler als noch am Abend zuvor.

Jetzt konnte ich auch wieder zu meinen ätherischen Ölen greifen, um mich zu unterstützen. Das war mir an den Tagen zuvor nicht möglich gewesen. Auch zu anderen Ritualen oder unterstützenden Maßnahmen hatte ich keinen Weg gefunden.

Über den Tag versiegten die Weinkrämpfe. Ich konnte mich ausruhen. Meine Gedanken und Gefühle sortierten sich weiter.

Im Laufe des Tages wurde mir klar, dass ich auch Angst davor hatte mit ihrem Auszug den Kontakt zu meiner Tochter zu verlieren. Im selben Moment wusste ich, dass ich es selber in der Hand habe: ich kann den Kontakt suchen oder ich kann mich den Gefühlen stellen, die aufkommen, falls der Kontakt erst einmal schwindet. Diese Klarheit machte mich handlungsfähig und die Angst löste sich sofort auf.

Den Rest der Woche habe ich mich Stück für Stück erholt, stabilisiert und innerlich aufgeräumt. Ich arbeitete mit meinem Ölen (ein paar Tropfen Balance unter die Füße war das erste, was ich machte, als ich am Mittwoch wieder zu strukturiertem Handeln fähig war), sprach mit ein paar Menschen darüber, was ich erlebte, sah wieder Licht, wo fast 3 Tage lang tiefstes Dunkel gewesen war.

 

Jetzt, nach etlichen Wochen, kann ich all das in Worte fassen.

Ich fühle mich gestärkt und wieder in Balance. 

Wenn ich zurückblicke ist mir folgendes ganz, ganz wichtig. Ich finde, es sollte zum Selbstverständnis eines jeden Menschen gehören und es ist gut, dass ich wieder einmal daran erinnert wurde:

 

  • Trauer kann mich auch nach vielen Jahren plötzlich wieder überfallen. Besonders, wenn etwas anderes mich emotional sehr fordert oder überfordert.
  • Wenn ich in einem Trauerprozess, in einer heftigen emotionalen Krise bin, ist es manchmal nicht möglich, mich gut um mich zu kümmern oder gut für mich zu sorgen.
  • Wenn ich mich in einen Coachingprozess begebe, kann das (soll das!) tiefsitzende Blockaden lösen, die dann abfließen.
  • Aufgebauter emotionaler Stress kann ein Auslöser für heftigste Gefühlsausbrüche sein.
  • Wenn tiefsitzende Ängste sich in mein Bewusstsein wühlen, fühlt sich das nicht gut an.
  • Wenn ich von Emotionen überrollt werde, ist das auch nicht lecker.
  • Es ist immer hilfreich, meine Emotionen zuzulassen, weil sich dann etwas verändern kann.
  • Die Ursache meiner Gefühle herausfinden zu wollen, ist mitten im emotionalen Chaos nicht hilfreich, weil es den Wandlungsprozess aufhält.
  • Wenn ich mich dem hingebe, was sich in mir aufbäumt, kann es durch- und rausfließen aus meinem Energiefeld.
  • Das schaffe ich besser, wenn ich zwischendurch durchatme, mich ausruhe und entspanne … erinnert mich irgendwie an Geburtswehen …
  • Entspannung ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Wandlung einer Krise, weil sie mir Zeit zum Atmen und zur Erholung einräumt.
  • Wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf lasse, kann ich mich von den darunter liegenden Ängsten frei machen.
  • Wenn ich meine Gefühle zulasse, werden mein Herz und mein Kopf klarer, Ideen können entstehen, die Hilflosigkeit schwindet.
  • Der Umgang mit meinen Ängsten wird leichter, je mehr ich mich ihnen stelle, sie annehme und akzeptiere.
  • Wenn ich bereit bin, eine Krise als Lern- und Entwicklungsaufgabe anzunehmen anstelle mich dagegen aufzubäumen, kann ich sie nutzen. Ich werde klarer, lebendiger und freier.
  • Auch wenn es zuerst anstrengend und beängstigend anmutet, mich dem zu stellen, was sich an die Oberfläche wühlt, ist es danach immer besser, als vorher, weil ich mich wieder einmal von etwas befreit habe, was mich zuvor blockiert hat.
  • Verletzlichkeit ist eine ganz große Stärke. Mich meinen Gefühlen zu stellen (oder: mich in den Dienst meiner Gefühle zu stellen) und das auch nach außen nicht zu verbergen, macht mich unglaublich stark.
  • Ich bin mutig!
  • Indem ich mich selbst in meiner Verletzlichkeit und Verwirrung zeige, öffne ich mich für Unterstützung von außen.
  • Ich kann eine Krise in etwas Positives wandeln.
  • Wenn ich mir erlaube, mich von der Strömung der Krise tragen zu lassen, lande ich am Ende gesund und lebendig.
  • Es ist hilfreich, mich über mehrere Coachingsitzungen mit einem Thema zu beschäftigen, wenn ich Blockaden aus meinem Energiefeld lösen möchte. Ich erlebe dabei Rückhalt, befinde mich in einem sicheren Rahmen, bekomme Unterstützung und kann mich rückversichern.

 

Mit dieser Liste beende ich diesen Bericht. Einer Liste, die sowohl in meinem Privatleben als auch in meiner Arbeit als Entspannungszauberin und Trauercoach Anwendung findet und Richtschnur ist für mich.

 

Danke, dass Du bis hierhin gelesen hast!

Mich interessiert, was Dir zu all dem einfällt, welche Erfahrungen Du mit Dir selber gemacht hast, ob du Dich traust, Deine Verletzlichkeit in Stärke zu wandeln.

Schreib mir in den Kommentaren!

 

Ich wünsch Dir eine wunderschöne Zeit!

 

 

ps

Übrigens leben wir in einer Zeit, in der die alten, verdeckten Themen, Muster, Ängste ins Bewusstsein drängen. Mit Macht! Jetzt ist die Zeit, mit dem umzugehen, was mir nicht mehr hilfreich ist, was mich blockiert, was mich traurig macht oder mich lähmt. Es ist Zeit all das abzulösen, damit mein Leben immer leichter und freier wird.

 

 

 

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