Was hat Selbstliebe mit Schuldgefühlen zu tun?

Bist du mutig genug, deine Schuldgefühle ziehen zu lassen?

 

Draußen ist es früh dunkel und tagsüber wird es im Moment sowieso nicht richtig hell. Das ist die perfekte Zeit, im Innen Licht zu machen!

 

Gerade läuft wieder Anja´s Lovember Challenge – ein Monat rund um das Thema Selbstliebe. Und über eine Frage, die Anja angeregt hat, habe ich besonders nachgedacht: „Was hat Selbstliebe mit Schuldgefühlen zu tun?“

 

Wiktionary sagt zu Schuldgefühl:

„persönlicher Eindruck, durch falsches Verhalten etwas Negatives bewirkt oder nicht verhindert zu haben“

 

Hm … ??

 

Ich glaube, zuerst ist es wichtig, dass ich erkenne, dass ich überhaupt Schuldgefühle habe. Das ist zu Anfang nicht einfach, denn die Verbindungen in denen wir leben, familiäre oder dienstliche oder die unter Freunden, sind oft geprägt von unbewussten Verhaltens- und Reaktionsmustern, die irgendwie funktionieren, die auch lange Zeit auf eine Weise irgendwie hilfreich sind – sonst hätten wir sie gar nicht erst entwickelt!

Wenn sich nun etwas ändert in meinem Leben, dass passen oft die alten Muster nicht mehr.

Das ist ein bisschen so, als würde mein Körper sich verändern, und meine Hose fängt an zu kneifen. Oder ich habe ein neues Auto, das breiter ist, als mein Altes und das nicht mehr in die Garage passt.

Es würde keiner auf die Idee kommen, das Auto mit Schwung in die Garage zu fahren, und es somit passend zu machen, für die Garage, um das alte Verhalten (das Auto in der Garage zu parken) beizubehalten.

Und wenn eine Hose zu eng ist, dann fällt mir doch auch eine anderes Verhalten ein … ich ziehe eine andere Hose an, lasse einen Knopf auf, esse weniger, kaufe mir eine neue Hose …

Ich habe also durchaus die Fähigkeit, mich einer veränderten Situation anzupassen.

 

Wenn ich zurückdenke, dann waren meine ersten Schritte, mich von Schuldgefühlen zu befreien, holperig. Das erste von mir klar wahrgenommene Schuldgefühl hatte ich meiner Mutter gegenüber. Dabei heißt es doch immer, die Mütter seien an allem Schuld 😉 .

Ich war irgendwie unangenehm berührt, als ich begriff, wie sich mein Verhalten und das meiner Mutter ergänzten und dazu führten, dass ich mich fremdgesteuert fühlte in meinem Handeln und Fühlen.

Damals hatte ich noch überhaupt nicht verstanden, dass ich für mein Handeln, Denken, Fühlen selbst verantwortlich bin.

Trotzdem fühlte es sich jetzt nicht mehr richtig an, was da zwischen uns passierte. Ich reagierte bockig und wütend bevor ich begann, aus den bekannten Verhaltensmustern auszusteigen.

 

 

time_for_change
Foto: Gerd Altmann

 

Au weia!

 

Das mit der Hose bekam ich wohl hin. Aber meiner Mutter die Stirn zu bieten, ihr manche Dinge zu versagen oder einfach andere Gedanken zuzulassen, das fühlte sich nicht gut an.

Ich merkte, wie ich hin- und hergerissen war zwischen dem Weg, der sich vor mir auftat und dem, was wir da jahrelang miteinander entwickelt hatten. Und ich war wütend auf meine Mutter, weil sie mir das antat … ich sagte ja schon, damals hatte ich das Konzept der Eigenverantwortung noch nicht verstanden.

 

Gleichzeitig empfand ich allerdings eine große Freiheit, wenn ich mich einmal über die alten Muster hinweggesetzt und besser auf mich gehört und für mich gesorgt hatte. Auch wenn ich das Gefühl hatte, meiner Mutter dadurch Kummer zu bereiten.

Dieses Gefühl war neu und richtig gut! Und deshalb traf ich eine rigorose Entscheidung:

ab sofort wollte ich meine Schuldgefühle billigend hinnehmen, um mehr von dieser Freiheit zu erfahren.

 

Und was geschah?

 

Je häufiger ich für mich einstand, desto einfacher wurde es, mich abzugrenzen, anders zu reagieren, nicht mehr auf die alten „Beziehungs-Fallen“ hereinzufallen. Meine Reaktionen waren auch nicht mehr so wütend oder bockig. Ich schwamm mich sozusagen frei! Ich tauchte auf aus dem Sumpf der veralteten Beziehungsmuster und sah immer deutlicher die Verbindungen, die Fesseln, die Muster zwischen mir und den Menschen in meinem Leben.

Und was soll ich sagen, ich empfand, dass auch meine Mutter mir gegenüber an Freiheit gewann.

Das war schon ziemlich großartig!

 

Stück für Stück untersuchte ich meine Beziehungen und spürte immer deutlicher, wo etwas nicht mehr passte. Ich veränderte mich und meine Reaktionen auf meine Mitmenschen. Gleichzeitig hatte ich viele blinde Flecken, die ich erst über die nächsten Jahre erkennen und anschauen konnte.

 

Wenn ich jetzt so überlege, dann finde ich, Wiktionary hat Recht.

In meinem Bemühen, die alten Muster zu überwinden, aus dem Schuldgefühldschungel – Schuldgewühldschungel – auszusteigen, verhielt ich mich anders als vorher. Das wiederum löste bei meinem Gegenüber Unverständnis, Ärger, Traurigkeit, Ratlosigkeit oder auch Wut aus. Ich sah mich also als Auslöser all dieser „negativen“ Gefühle und fühlte mich selbst schlecht … Schuldgefühle eben.

 

Als ich dann irgendwann gut darin war, die Schuld-Fallen zu bemerken, und sie zu umgehen, fand ich das ganze „Denkmuster“ Schuld echt hinderlich.

Wenn ich jemanden suche, der Schuld ist (an was auch immer), dann gebe ich Verantwortung ab. Ich kann mich immer wieder beschweren, bei dem, der vermeintlich die Schuld/die Verantwortung trägt aber gleichzeitig bin ich nicht Frau der Lage. Ich begebe mich in eine Abhängigkeit!

 

An diesem Punkt meiner Wandlung angekommen schlugen die Schuldgefühle wieder zu.

„Wieso bin ich nur so blöd gewesen?“ „Warum habe ich das zugelassen?“

Und dieses Mal richteten sich die Schuldgefühle auf mich … was für ein Hamsterrad! Ich gab mir die Schuld an dem, was längst vorbei war. Ich schimpfte mich aus, obwohl ich soviel erkannt und verändert hatte. Das war nicht förderlich oder hilfreich!

Zum Glück fiel mir dann irgendwie das Prinzip von „Vergebung“ in den Schoß. Und ich verstand, dass ich mir selber vergeben musste, für das, was gewesen war. Und dass sowieso alles, was mir passiert, bei mir anfängt.

Danke dafür!!!!

 

Hier schließt sich für mich ein Kreis: von Schuldgefühlen über Wandlung zur Selbstliebe.

 

freude
Foto: P.+M. Lachmann-Anke

Wenn ich mir selbst vergeben kann für das, was mir passiert und was ich tue/getan habe, dann ist das ein Liebesdienst an mir selbst und ich brauche keinen Grund, mich schuldig zu fühlen.

Heute habe ich keine Schuldgefühle mehr. (Während ich das schreibe, durchkämme ich kurz mein Herz, ob ich das tatsächlich so stehen lassen kann …… kann ich 🙂 .)

Manchmal habe ich vielleicht ein schlechtes Gewissen, z. B. wenn ich meinem Hund aus zeitlichen Gründen oder, weil ich zu bequem bin, nicht ausreichend Aufmerksamkeit widme.

Das nehme ich dann als Aufruf an mich, selbst-verantwortlich zu handeln, etwas zu ändern, damit ich mich besser fühle, wenn ich das denn will.

Ich glaube, Schuldgefühle hätte ich, wenn ich wissentlich unehrlich wäre oder jemandem wissentlich und mit Absicht etwas Schlechtes antun, jemandem schaden würde. Aber das kann ich gar nicht. Allein der Gedanke ist für mich absurd, denn ich würde mir damit selber wehtun!

 

Wie sieht es bei Dir aus?

Was machen Schuldgefühle mit Dir?

Willst Du sie auch mal links liegen lassen und etwas Neues ausprobieren?

Schreib mir über Deine Erfahrungen! Ich bin darauf gespannt!

 

…von Herz zu Herz

 

MAIKE-Blau-1

Beitragsbild: P.+M. Lachmann-Anke

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>